Unternehmungstag im BG im Schuljahr 4/2025
Theater- und Museumsbesuch, wissenschaftliches Forschen, Kennenlernen der Kommune Kaufungen oder eines wichtigen Teils der Kassler Stadtgeschichte, Belegen eines Selbstverteidigungs- oder eines Fotokurses oder doch besser ein Tag auf einer Western-Ranch?
Diese Frage mussten sich die Schülerinnen und Schüler der Q2 vor den Einwahlen zum jährlichen Unternehmungstag im Beruflichen Gymnasium stellen. Am 23.04.25 ging es dann los!
Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern besuchte das Staatstheater Kassel und anschließend die Grimmwelt. Zuerst durften die Schülerinnen und Schüler das offene Bühnenbild des Musicals „School of Rock“ im Opernhaus begehen. Der spannende Rundgang durch die vielfältigen Abteilungen des Theaters (z.B. Maskenbildnerei, Schuhmacherei, Schneiderei, Bühne, Schauspielhaus) endete in der Requisite. Dort wurden dann Papierflieger für die Oper „Carmen“ gebastelt und es durfte im Hausfundus der Requisite gestöbert werden. In der Grimmwelt wurden die Papierkunstwerke der Sonderausstellung “Licht-Bilder” von Alexej Tschernyi betrachtet sowie die Dauerausstellung besucht.

In der Kommune Kaufungen erhielten die Lernenden Einblick in das gemeinschaftliche Leben jenseits klassischer Erwerbsarbeit. Außerdem wurden Gespräche über Nachhaltigkeit, solidarisches Wirtschaften und basisdemokratische Entscheidungsprozesse geführt. Dies regte die Schülerinnen und Schüler an, darüber nachzudenken, welchen Lebensstil sie favorisieren: individuell oder gemeinschaftlich, konsumorientiert oder nachhaltig.

Das Angebot „Streetart in der Nordstadt“ begann mit einem Rundgang durch das Viertel, bei dem verschiedene Spielarten der Kunstform kennengelernt wurden. Anschließend gingen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer „Fotomission“ eigenständig auf Entdeckungstour und hielten besondere Graffitis fotografisch fest. Die entstandenen Aufnahmen wurden in einer Ausstellung an der Schulhofmauer präsentiert und gestalteten so selbst einen Teil des öffentlichen Raums.

Im Future Space erstellten Schülerinnen und Schüler ihren eigenen genetischen Fingerabdruck und durchliefen dabei alle erforderlichen Laborschritte selbstständig. Dazu gehörten zahlreiche Pipettiervorgänge und Zentrifugationsschritte. Anschließend erhitzten sie Proben, gossen ein Agarosegel und vervielfältigten mittels PCR (Polymerase Kettenreaktion) ihr genetisches Material mit Hilfe modernster Laborgeräte. Am Ende konnten sie durch die Durchführung einer Gelelektrophorese ihren eigenen genetischen Fingerabdruck sichtbar machen.

In Kooperation mit dem Stadtmuseum und den ViKoNauten wurden die Schülerinnen und Schüler durch Kassel und den Viktoriabunker geführt, die sich in das Angebot “Kassel zur Zeit des Nationalsozialismus” eingewählt hatten. Startpunkt war der Aschrottbrunnen am Rathaus. Hier erfuhren sie, dass der von dem Künstler Horst Hoheisel 1987 gestaltete und im Boden versenkte Brunnen ein Andenken an einen früheren, von dem Industriellen Sigmund Aschrott gestifteten und 1939 von nationalsozialistischen Aktivsten zerstörten Brunnen sowie zugleich ein Mahnmal ist. An vielen weiteren Stopps, wie z.B. auf dem Friedrichsplatz, wurden weitere bewegende Informationen über die Jahre 1933-1945 in Kassel gegeben. Während der Erkundung des Viktoriabunkers zum Abschluss konnten die Schülerinnen und Schüler einen Eindruck davon erhalten, wie sich der Aufenthalt in dem Luftschutzbunker angefühlt haben muss, und erfuhren viel über die Bombardierung Kassels am 22. Oktober 1943.

Beim Workshop “Samjutsu” stand mehr als nur körperliche Verteidigung im Fokus – es ging um Selbstbehauptung, Fitness und innere Stärke. In vier intensiven Trainingsblöcken lernten die Teilnehmenden grundlegende Techniken und Verhaltensweisen für gefährliche Situationen: Wie befreit man sich aus einem Würgegriff? Wie fällt man richtig, um Verletzungen zu vermeiden? Und wie reagiert man, wenn man am Boden liegt und jemand über einem steht? Neben effektiven Schlag- und Tritttechniken zur Selbstverteidigung bildete ein anspruchsvoller Fitness-Parcours den sportlichen Abschluss: Burpees; Kreuzheben und Dips forderten die Kraft und die Ausdauer der Teilnehmenden – Muskelkater war am nächsten Tag inklusive.

Und natürlich hat den Schülerinnen und Schülern, die die Westernranch in Calden besuchten, das Englischlernen noch nie so viel Spaß gemacht, wie während des direkten Kontaktes mit den Pferden. Es wurde an diesem Tag aber nicht nur das Kommunizieren auf Englisch geübt, sondern es wurde außerdem viel über den Umgang mit Pferden sowie über ihre Ernährung und Pflege gelernt.
Der vierte Unternehmungstag im Beruflichen Gymnasium hat, ebenso wie die drei vorherigen Unternehmungstage, gezeigt, dass die Möglichkeit, sich nach eigenen Interessen einzuwählen, den Schülerinnen und Schülern nicht nur Freude bereitet, sondern ihnen auch wertvolle Erfahrungen und neue Perspektiven eröffnet. Ob kreativ, sportlich oder wissenschaftlich - jeder konnte seine Stärken entdecken und weiterentwickeln. Auch für die Lehrkräfte, die die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag betreut, angeleitet und unterstützt haben, war der Unternehmungstag eine schöne Möglichkeit, Unterricht außerhalb der Kursräume zu organisieren und zu gestalten und die Lernenden besser kennenzulernen.
Sandra Brückmann